Australien beendet endlich Phosphatimporte
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Das letzte verbliebene Importunternehmen von Phosphatgestein aus der besetzten Westsahara in Australien hat angekündigt, dass es das Konfliktmineral nicht mehr kaufen wird.

08. Juli 2025

Das obige Bild zeigt den Schüttgutfrachter Clipper Isadora auf seiner Fahrt durch den Suezkanal am 16. September 2022 in Richtung Geelong, Australien. Das Schiff hatte Phosphatgestein für Incitec Pivot geladen. Das Foto kann hier in hoher Auflösung herunterladen werden. Das Schiff war das letzte seiner Art. Nach einer Erklärung des importierenden Unternehmens werden keine weiteren Importe nach Australien mehr stattfinden. 

Die Australian Western Sahara Association und Western Sahara Resource Watch bemühen sich seit Jahrzehnten durch Briefe, Treffen, Interventionen bei Hauptversammlungen und Demonstrationen um Antworten von Incitec/Dyno. Hier bei der Ankunft der Clipper Isadora in Australien im Jahr 2022.

Die Phosphatimporte aus der Westsahara nach Australien sind eingestellt worden. Dies wurde durch einen Schriftwechsel mit dem australischen Unternehmen Dyno Nobel, ehemals Incitec Pivot, bestätigt. Im Jahr 2025 wurde das Unternehmen einer umfassenden Umstrukturierung unterzogen und schließt nun die Anlage, in der zuvor Phosphatgestein aus der Westsahara importiert und verarbeitet wurde.

Der Handel war seit langem sehr umstritten. Marokko hat als Besatzungsmacht in der Westsahara kein Recht, das Konfliktmineral aus dem von ihm besetzten Gebiet zu exportieren. Dyno verwendete das Phosphat zur Herstellung von sogenannten Superphosphaten (SSP), die dann sowohl im Inland als auch international verkauft wurden.

„Mit dem Verkauf des Vertriebsgeschäfts und der Schließung des Werks in Geelong wird Dyno Nobel keine Verbindung mehr zur Produktion oder zum Verkauf von SSP haben und folglich auch keine Lieferkette für Phosphatgestein mehr. Wir können bestätigen, dass Dyno Nobel bis zur Schließung des Werks in Geelong im Laufe dieses Jahres keine Phosphatgesteinslieferungen mehr kaufen wird“, erklärte Tatiana Rudometova, Chief Legal and Corporate Affairs Officer, in einer E-Mail an Western Sahara Resource Watch.

Dyno Nobel teilte am 12. Mai 2025 mit, dass die Produktionsstätte für Single Super Phosphate (SSP) in Geelong bis zum Ende des Kalenderjahres 2025 den Betrieb einstellen und geschlossen werden würde.

„Wir gehen davon aus, dass die SSP-Produktion im September 2025 eingestellt wird”, erklärte Rudometova gegenüber WSRW.

Dies markiert das Ende eines langen Kapitels in der australischen Importpolitik von Phosphatgestein aus der Westsahara, der letzten Kolonie Afrikas.

Incitec Pivot, heute Dyno Nobel, hatte jahrzehntelang Phosphat aus dem besetzten Gebiet bezogen.

Nach intensivem Druck von Aktionär:innen, von denen mehrere das Unternehmen aufgrund seiner Nichtbeachtung der Menschenrechte in der Lieferkette aus ihren Investmentportfolios ausgeschlossen hatten, stellte Incitec Pivot im Dezember 2016 zunächst seine Phosphatimporte ein. Diese Aussetzung wurde sowohl durch Unternehmenserklärungen als auch durch die tägliche Überwachung der Schiffsbewegungen von und zu dem besetzten Gebiet durch WSRW bestätigt.

Trotz der offensichtlichen Einstellung der Importe behielten viele Investierende Incitec Pivot auf ihren Ausschlusslisten, da das Unternehmen keine klaren, zukunftsorientierten Erklärungen zur Westsahara abgegeben und das Thema nicht in seine Lieferkettenrichtlinien aufgenommen hatte.

Die vorsichtigen Investor:innen scheinen mit ihrer Skepsis Recht behalten zu haben: Im Jahr 2022 gab WSRW bekannt, dass Incitec Pivot eine neue Lieferung Phosphat aus der Westsahara erhalten hatte, die erste seit sechs Jahren. Als das Schiff den Suezkanal passierte, kontaktierte WSRW das Unternehmen. Ein Vizepräsident bestätigte die Anfrage und erklärte, dass diese intern weitergeleitet worden sei und das Unternehmen „sich wieder melden werde, sobald das Team neue Informationen habe“. Trotz mehrerer Erinnerungen erfolgte jedoch keine Antwort.

Nun ist das jahrzehntelange Engagement Australiens in diesem Handel beendet, 2022 fand die letzte Lieferung statt.

„Wir sind froh, dass Australien endlich aus dem Geschäft ist. Es ist eine Schande, dass unsere Agrarindustrie so viele Jahre lang auf dem Leid des sahrauischen Volkes aufgebaut war”, sagte Ron Guy, Sekretär der Australian Unions for Western Sahara. Guy hat diese Frage in mehreren Jahreshauptversammlungen von Incitec Pivot angesprochen. „Wir fordern nun Neuseeland, Indien, Mexiko und Japan auf, diesem Beispiel zu folgen”, fügte Guy hinzu.

Im Juni veröffentlichte WSRW seinen zwölften Jahresbericht über den Handel mit Phosphat aus der Westsahara, aus dem hervorgeht, dass die Zahl der beteiligten Unternehmen stetig zurückgeht. Im Jahr 2024 kauften nur noch vier Importunternehmen das Konfliktmineral.

Jahrzehntelang waren drei private Unternehmen in Australien am Import von Phosphatgestein aus der Westsahara beteiligt. Die beiden anderen waren:

  • Wesfarmers/CSBP begann bereits 1990 mit dem Import von Phosphatgestein aus der Westsahara. Im Jahr 2009 kündigte das Unternehmen Pläne an, „die Abhängigkeit des Unternehmens von Phosphatgestein aus der Westsahara zu verringern“, und verwies dabei auf Investitionen in neue Technologien, die die Nutzung alternativer Phosphatquellen ermöglichen würden. CSBP ließ jedoch die Tür für weitere Importe offen, wenn auch in begrenztem Umfang, abhängig vom Preis und der Verfügbarkeit von Alternativen. Diese Kehrtwende erfolgte im Zuge einer Welle von Desinvestitionen in Europa, die durch ethische Bedenken hinsichtlich des Handels mit Phosphat aus der Westsahara ausgelöst worden war. Zu Spitzenzeiten bezog Wesfarmers zwischen 60 % und 70 % seines Phosphatbedarfs aus dem besetzten Gebiet. Seit WSRW im Oktober 2011 mit der täglichen Überwachung von Schiffen begann, wurden keine Lieferungen an Wesfarmers beobachtet.
  • Der in Tasmanien ansässige Phosphatimportunternehmen Impact Fertilisers bezog mindestens von 2002 bis 2012 Phosphatgestein aus der Westsahara. Im Jahr 2013 gab das Unternehmen bekannt, dass es die Importe aus dem Gebiet vollständig eingestellt habe. Seit 2012 hat WSRW keine weiteren Lieferungen an Impact beobachtet.

 



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